29. BAG-Fachtagung
"Digitalisierung mit Arbeit und Berufsbildung nachhaltig gestalten"
im Rahmen der 20. Hochschultage Berufliche Bildung
 am 11. und 12. März 2019 in Siegen

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Die Bundesarbeitsgemeinschaften ElektroMetall greifen mit ihrem Tagungsthema „Digitalisierung mit Arbeit und Berufs-bildung nachhaltig gestalten“ das Rahmenthema „Digitale Welt − Bildung und Arbeit in Transformationsgesellschaften“ auf, weil die Entwicklungen der Digitalisierung die Arbeitsprozesse der elektro- und informationstechnischen ebenso wie die metall- und fahrzeugtechnischen Berufe durchdringen. Die Informationstechnologien verursachen schon seit längerem Veränderungsprozesse, die sich aber in jüngster Zeit mit einer bisher nicht erwarteten Dynamik entfalten. Damit sind Chancen und Risiken verbunden, auf die die Berufsbildung reagieren muss, um die Beschäftigten für eine Zukunft zu befähigen, die von einer radikalen Abkehr von konventionellen Energie-, Produktions- und Dienstleistungsformen gekennzeichnet sein wird. Einerseits kann eine Steigerung der Ressourceneffizienz zur Erhaltung der Lebensgrundlagen ohne Digitalisierung nicht gelingen, andererseits ist darauf zu achten, dass die Digitalisierung sozialverträglich gestaltet wird hinsichtlich Beschäftigungsperspektiven und Arbeitsinhalte. Mit diesem Spannungsfeld ist die gewerblich-technische Berufsbildung insofern besonders konfrontiert, als die Fachkräfte sowohl mit der Implementation digitaler Technologien in die Arbeitswelt befasst sind, als auch die Weiterentwicklung der Produktions- und Dienstleitungsprozesse eine zentrale Aufgabe sein wird.

Die Beiträge werden im Rahmen der Fachtagung in Arbeitskreise mit fünf Themenbereichen gegliedert.

Standardisierung/Normierung in der Handwerksarbeit – Abschied von der Einzelfertigung nach Kundenwunsch

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Handwerksarbeit teilweise gravierend verändert. Durch die Digitalisierung mit der Zielsetzung, industrielle Produkte mit der Losgröße 1 zu fertigen, wird dieser Trend noch verstärkt. Das hat zur Folge, dass das Handwerk immer mehr industriell produzierte Produkte verarbeitet oder gar nur noch montiert und beim Kunden installiert. Andererseits werden Anlagen und Systeme zunehmend modular gefertigt, so dass diese eher ausgetauscht statt repariert werden sollen. Darauf reagiert das Handwerk durch die Entwicklung eigener – von der Industrie nicht vorgesehener – Reparaturverfahren. Für das produzierende Gewerbe ergeben sich Arbeits- und Geschäftsprozesse, die stark mit der industriellen Fertigung verzahnt sind und Bereiche, in denen sich dann Handwerksarbeit kaum mehr von industrieller Produktionsarbeit unterscheidet. Diese Entwicklungen verändern die Arbeit und die Qualifikationsanforderungen in den Handwerksberufen und finden ihren unmittelbaren Niederschlag in neuen Unterrichts- und Ausbildungskonzepten, um für neu entstandene und veränderte Aufgaben auszubilden.
Die Bearbeitung der folgenden Fragen sollte für Beiträge Berücksichtigung finden:
  1. Wie wird in Handwerksberufen wie etwa dem/der Feinwerkmechaniker/-in ausgebildet, die sich stark industriellen Arbeitsorganisationsformen annähern?
  2. Was bedeutet die hohe Standardisierung etwa im Metallbauer-Handwerk (Türen, Fenster, Gitter) für die Realisierung individueller Kundenwünsche und darauf bezogener Ausbildung, etwa in der Fachrichtung Metallgestaltung?
  3. Welche Unterrichts- und Ausbildungskonzepte erweisen sich als tragfähig, um die Verarbeitung hochindustrialisierter Produkte aufzugreifen?
  4. Welchen Einfluss hat die „individualisierte“ Reparatur von modularen/gekapselten Systemen auf die Ausbildung (Bsp.: Fahrzeugtechnik: Reparatur von ABS, von Steuergeräten, Beleuchtungssystemen etc.)?
  5. Wie verschieben sich die beruflichen Handlungsfelder und die Geschäfts- und Arbeitsprozesse der Berufe (Stichwort: Dienstleistungsorientierung)?

Der hellblaue Kragen – elektro- und metalltechnische Berufe im Kontext der Gestaltung neuer Geschäftsmodelle

Der Industriekaufmann konzipiert eine Produktionslinie, der Elektroniker berechnet die Wirtschaftlichkeit – verkehrte Welt? Zunehmend durchmischen sich Aufgabenbereiche, die traditionell diskreten Berufen zugeordnet waren. Auch das ist eine Folge der Digitalisierung, bei der die Beherrschung informatorischer Werkzeuge eine größere Bedeutung hat als die herkömmlichen Fachkenntnisse. Liegt hier ein Quell für Dequalifizierung durch die Schaffung von Allroundern mit „hellblauem Kragen“ statt Fachkräften? Die Beiträge zu diesem Thema sollen ihren Platz in diesem Arbeitskreis finden, um zu klären, welche Rolle hier Berufliche Schule und Ausbildungsbetrieb spielen.

Was passiert in der beruflichen Schule? Handling oder Handlung – didaktische Transformation und smartes Lernen

Digitalisierung bedeutet, dass anders als bei der Automatisierung von Produktionsprozessen nunmehr auch maschinengenerierte Entscheidungen zur Steuerung der vollständigen betrieblichen Wertschöpfungskette verstärkt zum Einsatz kommen. Damit wächst die Gefahr, dass die berufliche Handlung, wie sie bislang die Facharbeit auszeichnete, im Konkreten von einem digitalisiert vorgegebenen Handlingprozess abgelöst wird, den es sich über das Lernen mit netzbasierten Unterstützungsinstrumenten selbstgesteuert zu erschließen gilt. Zugleich wird es jedoch immer wieder notwendig sein, die solche Entscheidungen und solchen Lerninhalt erzeugenden Algorithmen und Systeme auf der Basis von reflektierten Erfahrungen und Wissen anzupassen, was wiederum eine sehr hochwertige Qualifizierung darstellt. Die Anforderung an eine Berufsbildung stellt sich damit zunächst sehr bimodal zwischen Anpassen und Gestalten dar – und will doch dem Berufsprinzip folgend umfassend berufliche Handlungskompetenz vermitteln. Der Workshop stellt sich die Frage, wie dieses im Rahmen der didaktischen Transformation von Arbeitsprozessen hin zu Lernsituationen geleistet werden kann und welche unterrichtsmethodischen Ansätze geeignet erscheinen, um auf das das „smarte Lernen“ ebenso vorzubereiten wie auf die Optimierung der Digitalisierungsinstrumente – und wo sich Berufsbildung Grenzen setzen muss.

Informatik verändert die gewerblich-technische Berufsbildung

Informatik ist die Querschnittsdisziplin, die in sämtlichen Digitalisierungsprozessen Anwendung findet. Auf drei Ebenen berufsunspezifisch (Anwendung), berufsspezifisch (IT-Berufe) und akademisch (Informatikstudium) ergeben sich im Zuge der Digitalisierung Kompetenzerwartungen, welche eine Anpassung von Bildungsprozessen erforderlich erscheinen lassen. In diesem Arbeitskreis soll unter anderem diskutiert werden, wie informatische Bildung berufsspezifisch und –unspezifisch vor dem Hintergrund gestaltet werden kann, dass Informatik kein bundesweites Pflichtfach an allgemeinbildenden Schulen ist.

Ressourcenfokussierte Facharbeit als Gegenstand beruflicher Bildung

Mit der Digitalisierung sind sowohl Chancen für Ressourceneinsparungen als auch die Gefahr von weiter steigendem Material- und Energiebedarf aufgrund von Reboundeffekten möglich. Deshalb wird es auch eine zentrale Aufgabe der Facharbeit sein, die sich rasant verändernden Möglichkeiten für eine ressourcenfokussierte Mitgestaltung von Produktions-, Service- und Reparaturprozessen zu nutzen und so einen Beitrag zur Erhaltung der Lebensgrundlagen zu leisten. In diesem Arbeitskreis sollen die Beiträge Impulse für die Diskussion dieser Thematik und die Folgen für die gewerblich-technische Berufsbildung geben.

Anmeldung von Beiträgen

Die Veranstalter bitten um die Anmeldung von Beiträgen aus betrieblicher Praxis, schulischem Unterricht, hochschulischer Forschung und Modellprojekten, die vom Thema der Fachtagung umrissen sind oder in einem engen Zusammenhang dazu stehen. Die Anmeldung soll auf ca. einer Seite mit einer knappen Darstellung der Fragestellung bzw. des Gegenstands Ihres Beitrags und der zu präsentierenden Ergebnisse erfolgen (Abstract). Geben Sie bitte an, ob es sich um einen Forschungs-, Konzept-, Unterrichts- oder Praxisbeitrag handelt. Nennen Sie bitte auch den Arbeitskreis, in dem Ihr Beitrag erscheinen soll. Darüber hinaus sind die Referenten und ein Hauptansprechpartner mit Tel.-Nr. und E-Mail-Adresse sowie einem kurzen biographischen Hinweis zur Person zu nennen.

Mit Ihrem Beitrag sollten Sie sich auf ca. 15 Minuten Vortrag und 10 Minuten Diskussion einstellen.

Anmeldungen vorzugsweise online über www.bag-elektrometall.de oder an fachtagung@bag-elektrometall.de.

Anmeldeschluss für die Einreichung von Beiträgen ist der
30. November 2018.    Neu: 31. Dezember 2018

Kontaktadresse:
BAG Elektro-, Informations-, Metall- und Fahrzeugtechnik e. V.
Thomas Vollmer
Schloßteichstraße 5
34131 Kassel