Die Bundesarbeitsgemeinschaften ElektroMetall greifen mit ihrem Tagungsthema „Fachkräftemangel in gewerblich-technischen Berufen und die Herausforderung der Mitgestaltung einer digitalisierten und nachhaltigen Arbeitswelt“ das Rahmenthema „Fachkräftesicherung – Zukunftsweisende Qualifizierung, gesellschaftliche Teilhabe und Integration durch berufliche Bildung“ auf, weil die in der letzten Zeit hervorgetretenen vielschichtigen Probleme die Aus- und Weiterbildung der elektro- und informationstechnischen sowie die der metall- und fahrzeugtechnischen Berufe betreffen.

Beides, der Krieg in der Ukraine und der Klimawandel, haben aktuell die Brisanz der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern in aller Deutlichkeit vor Augen geführt und verlangen einen schnellstmöglichen Ausbau erneuerbarer Energien. Darüber hinaus wird sich die Arbeitswelt durch die Digitalisierung absehbar dynamisch verändern. Die Corona-Pandemie hat die Begrenztheit der digitalen Infrastruktur zutage treten lassen, aber auch zu neuen hybriden Lehr-Lern-Formen geführt, die durch engagiertes Handeln der Lehrkräfte und Ausbilder*innen in der beruflichen Bildung bereits realisiert wurden.

Die letzten Jahre und die letzten Monate haben mit zunehmender Dringlichkeit gezeigt, dass die Herausforderungen vielfältiger geworden sind und nicht ohne gut aus- und weitergebildete gewerblich-technische Fachkräfte zu bewältigen sein werden. Die rasche Substitution fossiler Energieträger wie auch der digitale Wandel der gesamten Arbeitswelt werden eine große Zukunftsaufgabe für die elektro-, informations-, metall- und fahrzeugtechnischen Beschäftigten in Handwerk und Industrie sein. Die Digitalisierung der Berufswelt und die veränderten Arbeitstätigkeiten führen in steigendem Maße zu einer Anforderungsintegration verschiedener Fachrichtungen und zu Herausforderungen für die Berufsbildung.

Der zunehmende Fachkräftemangel in unseren Branchen wird die vorgenannten Probleme zusätzlich verschärfen, wenn nicht auch hierfür Lösungen gefunden werden. Die Ursachen sind vielfältig: Einerseits ziehen junge Menschen vermehrt ein Studium einer Berufsausbildung vor. Darin werden sie von ihren Eltern unterstützt, die aber häufig mit den gewerblich-technischen Berufs- und Tätigkeitsprofilen und den vorhandenen Aufstiegsmöglichkeiten nicht ausreichend vertraut sind. Deshalb bekommen Jugendliche oftmals keine gute Unterstützung bei der Berufswahl. Ebenso fehlen den Lehrkräften in den allgemeinbildenden Schulen aufgrund ihrer Arbeitsweltferne in der Regel die erforderlichen Kenntnisse, um den Schüler*innen eine fundierte Berufsorientierung geben zu können. Zudem haben viele Berufe ein Imageproblem und müssten attraktiver werden – auch, aber nicht nur in Bezug auf die Verdienstmöglichkeiten.

Auf der anderen Seite schaffen es viele Jugendliche nicht, eine Ausbildung in einem anspruchsvollen technischen Beruf aufzunehmen, sondern verbringen lange Zeit in den Fördermaßnahmen des Übergangssystems und finden anschließend bestenfalls prekäre Beschäftigungsmöglichkeiten. Hier könnten personen-, institutions- und situationsangepasste Fördermaßnahmen Abhilfe schaffen. Desgleichen bietet die erwartbar steigende Zuwanderung Möglichkeiten der Fachkräftegewinnung, wenn die Aus- und Weiterbildung diese Menschen unterstützt, in den gewerblich-technischen Berufen eine Perspektive zu bieten. Die Weiterentwicklung hybrider Lehr-Lern-Arrangements können hierfür eine Chance bieten.

Der Fachkräftemangel hat nicht nur für die Ausbildungsbetriebe in Handwerk und Industrie gravierende Konsequenzen. Angesichts der zurückgehenden Auszubildendenzahlen wird es in den Berufsschulen immer schwieriger Fachklassen zu bilden. Die mancherorts wachsende Nachfrage bei den technischen Oberstufen oder beruflichen Gymnasien kompensiert zumeist nicht den Rückgang der Schülerzahlen in der Berufsschule, was dazu führt, dass an den Schulen Stellen gestrichen und weniger Referendare ausgebildet werden – ein Teufelskreis, der die eingangs skizzierte Problemlage verschärfen wird, statt zur Lösung beizutragen.

Mit den Fachtagungen Elektrotechnik/Informationstechnik und Metalltechnik/Fahrzeugtechnik verbinden wir die Hoffnung, wichtige Impulse für die Mitgestaltung einer digitalisierten, nachhaltigen Arbeitswelt zu geben, in der Facharbeit wieder eine hohe Attraktivität genießt. Mit den Eröffnungsvorträgen ist beabsichtigt, die Thematik einführend allgemein zu beleuchten. Im Anschluss daran sollen die o.g. Gesichtspunkte in parallelen Arbeitskreisen mit Blick auf die Spezifika der elektro-, informations-, metall- und fahrzeugtechnischen Berufsaus- und -weiterbildung konkretisiert und vertieft sowie unterrichtliche Handlungsperspektiven diskutiert/erarbeitet werden.

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