MARCO WEIßER: Die selten beherrschte Kunst der richtigen AUSBILDUNG. Worauf es ankommt - was wirklich zählt. Das Praxisbuch für Ausbilder, Lehrer und Führungskräfte. Public Book Media Verlag, Frankfurt a. M. 2015, 5. Auflage, 338 Seiten, ISBN 978-3-86369-028-1, 22,80 Euro

Ein Ausbildungsleiter und Ausbilder, der seit über 20 Jahren Ausbildende und Auszubildende ausbildet - wer könnte geeigneter sein, einen praxisgerechten Ausbildungsratgeber zu verfassen? MARCO WEIBER widmet sich in seinem Buch mit dem Titel „Die selten beherrschte Kunst der richtigen Ausbildung" dieser Aufgabe und möchte bei den Re-zipienten ein Umdenken in der Gestaltung von Ausbildung initiieren, indem er zeigt, „wie Ausbildung jeden Tag praktisch gelingen kann".

Schon mit Blick auf die Gliederung fällt auf, dass WEIBER wichtige Bereiche der Ausbildungsgestaltung mit dem Ziel thematisiert, Ausbildende zur Selbstreflexion anzuhalten. Dabei, so schreibt er in der Einführung, kommt es „nicht unbedingt immer auf die didaktisch und methodisch einwandfreien Konzepte" an, sondern vielmehr appelliert er, vermehrt intuitiv auszubilden. Dieser Aufruf irritiert, stellt WEIBER damit doch didaktisch reflektiertes Vorgehen infrage.
Die Weichen für eine gute und erfolgreiche Ausbildung werden bereits am ersten Tag gestellt, wie der Autor im zweiten Kapitel aufzeigt. WEIBER gibt dort ganz praktische Tipps, den ersten Kontakt so zu gestalten, dass er den Auszubildenden dauerhaft als positives Erlebnis in Erinnerung bleibt.
Im dritten Kapitel diskutiert der Autor Möglichkeiten des Lernens anhand lerntheoretischer Erkenntnisse. Er stellt eine Reihe von „praktischen Lehr- und Lernverfahren" vor, deren Anwendung er anhand eigener Erfahrungen beispielhaft aufzeigt. Als Voraussetzung für das Lernen nennt WEIBER Orientierung und Führung. Dementsprechend skizziert er im vierten Kapitel die Modelle kooperativer, autoritärer und einer laissez-fair Führung, um dann die „AWAKE-Führung" als „Führungsstil der Zukunft" zu erklären. AWAKE steht hierbei für eine Führung mit „Anerkennung, Wertschätzung, Aufmerksamkeit, Kommunikation und Empathie".

Der Kommunikation in der Ausbildung widmet WEIBER das fünfte Kapitel. Die vorgetragenen Ideen zur Kommunikationsgestaltung gehen über die rein sprachliche Ebene hinaus. So thematisiert der Autor z. B. auch die kommunikative Rolle des Berichtshefts sowie von Bewertung und Beurteilung in der Ausbildung. Ein Abschnitt zu Ich-, Du-, Man- und Wir-Botschaften, als Rückgriff auf kommunikationspsychologische Theorien, ergänzt das Kapitel in der vorliegenden Auflage.

Das sechste Kapitel beinhaltet „Ziele in der Ausbildung", die WEIBER - verstanden als „Magnete der Zukunft" - auf einer Makro-, Meso-und Mikroebene diskutiert. Im Sinne des praxisgerechten Ratgebers fokussiert der Autor die Mikroebene und rundet seine Überlegungen u. a. mit Hinweisen zu Zielformulierung, Messbarkeit und Erreichbarkeit ab. Auf Fragen des Beziehungsmanagements geht WEIBER im siebten Kapitel umfassend ein, denn eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Ausbildenden und Nachwuchskräften ist elementar für die Motivation und damit für das Gelingen einer Ausbildung, so seine Überzeugung. Das achte Kapitel „Praktische Ideen - End credits ohne Rückzahlung!" beinhaltet eine Vielzahl an kleinen Tipps zum Umgang mit Nachwuchskräften, die von Ausbildenden leicht umgesetzt werden können.
Mit der Frage nach einer Verbesserung von Ausbildung nimmt sich WEIBER - zumeist durch Beispiele - auch Ausbildungsprozessen in den gewerblich-technischen Fachrichtungen an. Zur Untermauerung seiner praktischen Erfahrungen nutzt er u. a. Modelle mit Relevanz für die beruflichen Didaktiken. Diese führt er aber partiell nur insoweit aus, wie es ihm für die Fundierung seiner Praxiserfahrungen dienlich erscheint. Insgesamt ist das Buch kurzweilig zu lesen. Das hängt vor allem mit dem fragmentierten Aufbau und der stark verkürzten Darstellung lerntheoretischer Erkenntnisse zusammen. Die vom Autor herangezogenen Modelle kommen z. T. nicht richtig zur Geltung, wodurch sich die Kluft zwischen Theorie und Praxis noch weiter zu vertiefen scheint. Obwohl WEIBER vereinzelnd darauf verweist, wie die unabhängig voneinander gut lesbaren Kapitel miteinander zusammenhängen, ist dieses Buch im Ganzen mehr als Nachschlagewerk zürn exzerpierenden Lesen geeignet; nicht zuletzt, weil Aussagen - wie WEISSER eingangs anführt - immer wieder auftauchen und - bei genauem Lesen - vielfach widersprüchlich erscheinen.

Gleichwohl gelingt es MARCO WEIBER insgesamt gut, ausbildenden Lehrkräften einen Spiegel vorzuhalten, und er lässt sie dabei keinesfalls allein. Neben eingängigen Beispielen der „Dont's" in der Ausbildung zeigt er konkrete Möglichkeiten, um sie zu verbessern. Damit schafft WEISSER ein interessantes Buch, das in erster Linie für die Hände praktisch tätiger Ausbilderinnen und Ausbilder bestimmt ist, die Anregungen zur Optimierung ihres Verhaltens und damit von Ausbildung suchen.

HANNES RANKE